Wie war das damals für dich, als du bei uns mit dem Aufbautraining angefangen hast? Wie ging es dir?
Nach einem ersten Gespräch konnte ich mich entscheiden, ob ich hier arbeiten wollte. Ich habe am gleichen Tag zugesagt und mich auf den Start gefreut. Angefangen habe ich mit zwei Stunden täglich an vier Tagen. Ich hatte damals unter anderem Probleme mit der Hüfte und war viel zu Hause, was mir auch psychisch nicht gutgetan hat.
Was hat sich für dich seither verändert?
Sehr viel. Ich habe hier gute Kollegen gefunden. Ich kann selbständig arbeiten und kann mich entfalten. Mein Selbstbewusstsein ist besser geworden, auch durch die Anerkennung, die ich bekomme. Es geht mir psychisch besser, weil ich hier ein gutes Umfeld habe. Ich kann arbeiten und habe meine Aufgaben. Es macht mir Freude hierher zu kommen, ich verspüre keinen Druck.
Wie hast du die Zeit bei uns bisher erlebt? Wo sind die Unterschiede zur Arbeit in der Privatwirtschaft?
Hier kann ich eigenständig arbeiten und werde unterstützt, wenn ich etwas brauche oder es mir auch mal weniger gut geht. Ich kann mich mit meinen Ideen und Erfahrungen einbringen und etwas umsetzen. Der Druck ist im Vergleich viel geringer – den mache ich mir allerdings vor allem selbst.
Du hast kürzlich erzählt, dass du eine Stelle in Aussicht hast. Wie fühlst sich das an?
Es ist im Moment komisch. Ich gehe nächstens schnuppern, mal sehen, wie es läuft. Manchmal macht es mir Sorgen, wie es sein wird, ich denke viel nach. Andererseits freue ich mich schon auch darauf.
Wie ist dein Umfeld mit deiner Erkrankung umgegangen?
Leider ist der Kontakt mit den ehemaligen Arbeitskollegen, die ich zum Teil über zwanzig Jahre gekannt habe und mit denen ich auch privat unterwegs war, abgebrochen. Meine Frau und ihre Familie sind mir aber eine grosse Stütze, auch wenn es oft belastende Situationen gab. Auch haben wir ein Kollegen-Paar, mit dem wir uns gut verstehen. Insgesamt habe ich gelernt, dass viele Menschen psychische Erkrankungen nicht verstehen und nicht damit umgehen können. Dabei ist es keine Schande, krank zu werden, niemand sucht sich das aus.
Hast du trotz des Einsatzes bei uns Zeit für Hobbys? Was machst du nach der Arbeit?
Im Sommer bin ich mit meiner 650er-BMW unterwegs, in den letzten zwei Jahren allerdings weniger. Ansonsten gehen wir spazieren und machen Ausflüge.
Hast du einen Traum, z.B. eine Reise, welchen du dir noch erfüllen möchtest?
Meine Frau und ich haben tatsächlich einen Traum: ein Camping-Häuschen, also einen Wohnwagen, der fest auf einem Platz steht. Wir sind ohnehin Camper und fahren dafür regelmässig ins Wallis. Nach Irland, Norwegen oder Island zu reisen wäre auch mal schön.
Das Interview führte Rolf Forster