Raphaela Bucheli arbeitet seit Februar 2020 als Job Coach beim WG Treffpunkt in Olten. Bis Ende Januar 2020 war sie als Programmteilnehmerin bei der job-vision in der Abteilung Job-Marketing tätig. Wir treffen die 29-jährige in einem Interview.
Frau Bucheli, Sie waren sechs Monate bei der job-vision ow/nw in der Abteilung Job-Marketing tätig. Was waren Ihre Hauptaufgaben während dieser Zeit?
Meine Hauptaufgabe bestand darin, andere stellensuchende Personen im Bewerbungsprozess optimal zu unterstützen. Dazu gehörte primär der Lebenslauf zu optimieren oder neu zu erstellen, ein authentisches Foto zu machen, Zeugnisse einzuscannen und die Motivationsschreiben zu prüfen. Neben dem Bewerbungsdossier ging es aber auch darum, die anderen Programmteilnehmenden für ein Vorstellungsgespräch fit zu machen. Dazu gehörten die Stärken und Schwächen zu analysieren sowie ein Vorstellungsgespräch vorzubereiten und mit Videoaufnahmen zu simulieren.
Gab es irgendwelche Highlights? Besonders eindrückliche Erlebnisse?
Die Dankbarkeit der stellensuchenden Personen für meine Arbeit gehörte sicherlich dazu und die gemeinsame Freude, wenn sie eine Anstellung gefunden haben. Aber auch der Teamspirit im Job-Marketing hat mir sehr gut gefallen. Jeder konnte seine Sorgen und Gedanken im Team einbringen. Auch das gehörte für mich zu einem Highlight und hat die Zeit bei der job-vision bereichert.
Während Sie stellensuchende Personen im Bewerbungsprozess unterstützt haben, waren Sie selbst auf Stellensuche. Was hat Ihnen während dieser Zeit am meisten geholfen?
Natürlich gab es auch Zeiten, in denen mich die Stellenabsagen nachdenklich stimmten und am Selbstwertgefühl nagten. Primär habe ich aber immer versucht, mich selbst aufzuraffen und zu motivieren. Mein privates Umfeld habe ich auch immer mit einbezogen, aber auch das Team im Job-Marketing. Wir haben uns gegenseitig aufgebaut und Mut zugesprochen. Auch meine Vorgesetzte, Tanja Michel, hat mich und das ganze Team in dieser Zeit immer unterstützt und motiviert. Der gegenseitige Austausch hat in der Zeit der Stellenlosigkeit sicherlich am meisten geholfen.
Direkt im Anschluss an job-vision haben Sie eine neue Anstellung gefunden und konnten so nach kurzer Zeit wieder erfolgreich im Arbeitsmarkt Fuss fassen.
Vor meinem Einsatz bei der job-vision wusste ich nicht, in welche Richtung es beruflich gehen sollte. Durch den Einsatz im Job-Marketing habe ich herausgefunden, dass mich die Arbeit mit Menschen und der Bereich der Arbeitsintegration sehr interessiert. Während dem Einsatz konnte ich meine Persönlichkeit weiter entwickeln und meine Fähigkeiten ausleben, so dass ich bestärkt war, die Stellensuche gezielt auch in diesem Bereich in Angriff zu nehmen. Anfänglich als Quereinsteigerin ohne entsprechende Aus- und Weiterbildung ein fast “aussichtsloses” Vorhaben. Doch plötzlich geriet ich an die richtige Stelle und fand eine Tätigkeit, welche mir extrem Spass macht. Heute begleite ich als Job Coach Jugendliche mit psychischer Beeinträchtigung, mit dem Ziel des Wiedereinstiegs in den ersten Arbeitsmarkt. Das im Job-Marketing erlernte Wissen kann ich hier täglich einsetzen.
Kann man hier also von einer Erfolgsstory sprechen?
Kann man, ja. Als Quersteinsteigerin erhielt ich zuerst einen befristeten Vertrag von 9 Monate zu 80%. Letzte Woche habe ich nun nach dem Probezeitgespräch eine definitive Zusage für eine Festanstellung zu 90% erhalten. Für mich tatsächlich eine Erfolgsstory und zugleich auch eine Bestätigung für mich selber. Ich bin sehr happy, was ich erleben durfte und wo ich heute stehe und dankbar für die Chance, die ich bekommen habe.
Wie bleibt Ihnen die job-vision in Erinnerung?
Für mich persönlich war der Einsatz bei der job-vision Gold wert. Ich konnte mich hier tatsächlich entfalten und verwirklichen. Es war eine sehr schöne und lehrreiche Zeit. Nebst der Arbeit hatte ich aber auch genügend Zeit für mich und meine eigene Stellensuche, was mir sehr wichtig war. Zudem konnte ich meine Tagesstruktur aufrechterhalten. Die job-vision bleibt mir als sehr positiv in Erinnerung und obwohl schlussendlich das RAV eine entsprechende Zuweisung macht, kann ich den Einsatz jedem empfehlen. Für viele Menschen ist es eine Selbstverständlichkeit, einen Job zu haben und gesund zu sein. Das gilt aber längst nicht für alle Menschen und deshalb ist es schön zu sehen, dass es Institutionen wie die job-vision gibt, mit tollen Menschen, welche ihre Energie dazu einsetzen, Menschen in der Stellenlosigkeit zu unterstützen und zu begleiten. Das ist nicht selbstverständlich.